Hat Ölziehen Nebenwirkungen? Bei einer seit Jahrhunderten bekannten Heilmittel-Anwendung würde man das als Laie eigentlich zunächst einmal nicht erwarten. Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn es hat seinen guten Grund, dass das schon aus dem Ayurveda bekannte Ölziehen eine altbewährte Entgiftungsmethode ist.
Wo immer Bakterien, Spaltprodukte oder Toxine aus dem Körper entfernt werden sollen, passieren sie verschiedene Organsysteme und Blutgefäße, bevor sie ausgeschieden werden. Der Toxingehalt der Ausscheidungen kann potenziell zu unerwünschten Wirkungen führen.
Bekannt ist das beispielsweise von der Chelattherapie oder dem Heilfasten. Hier kann es ebenfalls zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Diese verabschieden sich im Laufe des Entgiftungsprozsesse von alleine. Von unterschiedlich stark ausfallenden Nebenwirkungen betroffen sind vor allem Menschen, die nicht besonders gesund gelebt haben oder viele Toxine im Organismus beherbergen. Außerdem können auch latente Erkrankungen, die noch nicht ausgebrochen waren, durch solche Entgiftungsprozesse negativ beeinflusst werden.
Es ist jedoch auch von der Detox-Methode abhängig, ob es tatsächlich zu Nebenwirkungen kommt – und ob die eventuell auftretenden Beschweren tatsächlich als Nebenwirkungen angesehen werden müssen. Nebenwirkungen können definiert werden als unmittelbare Wirkungen, die das benutzte Medikament oder Detox-Präparat mit sich bringt. Oder es kann sich um indirekt ausgelöste Effekte handeln, die durch die Toxin-Ausleitungen entstehen – nicht aber durch das dafür verwendete Präparat.
Hier kann klar festgestellt werden: Das Speiseöl, das zum Ölziehen benutzt wird (z.B. Kokosöl), hat an sich kein Potenzial, um unerwünschte Nebenwirkungen auszulösen. Folglich handelt es sich bei eventuell auftretenden Nebenwirkungen um mögliche Folgen der Entgiftung. Offensichtlich lösen die Toxine, die über die Mundschleimhaut ausgeleitet werden, bei manchen Menschen solche Beschwerden aus.
INHALTSVERZEICHNIS
Häufige Ölziehen Nebenwirkungen
Viele Menschen führen das Ölziehen regelmäßig und ohne Probleme aus. Bei anderen kann das sogenannte Ölziehen aber zu anfänglichen Problemen wie
- Kopfschmerzen
- Hautproblemen
- Lungenentzündungen
- Übelkeit
- Schwindelanfällen
- Erschöpfung
- Gereiztheit
- Stimmungsschwankungen
- grippeähnlichen Symptomen
- Verdauungsstörungen
- oder einem Anschwellen der Lymphknoten
führen. Es sind außerdem einzelne Fälle bekannt geworden, bei denen das versehentliche Einatmen von Öl-Tröpfchen zu einer Lungenentzündung geführt hat. Herunterschlucken sollten die Menschen das durchgekaute Öl auf keinen Fall.
In einem Schweizer Gesundheitsforum berichtet jemand, dass er laut seinem Heilpraktiker mit dem Ölziehen Eiterbakterien aus dem Kiefer gelöst habe. Nach dem Ölziehen kam es dann zu einer erheblichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Er entwickelte seiner Aussage nach Atemwegsprobleme wie Bronchitis, Asthma und eine Halsentzündung. Sein Elektroakupunkteur habe das auf das Ölziehen zurückgeführt und ihm abgeraten, damit fortzufahren.
Stellen wir an dieser Stelle erst einmal fest: Es kann durch das Ölziehen gelegentlich zu Nebenwirkungen kommen. Ob aber die Nebenwirkungen, die der Forumsteilnehmer als Folge des Ölziehens beschreibt, tatsächlich dadurch verursacht wurden, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Die Elektroakupunktur stellt kein anerkanntes medizinisches Verfahren dar, das diese Wirkungen mit wissenschaftlicher Nachvollziehbarkeit belegen könnte. Dennoch kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass das Ölziehen der Auslöser war. Wenn der Eiterherd im Kiefer bereits vorhanden war, kann nicht ausgeschlossen werden, dass einmaliges Ölziehen die Eiterherde aktiviert hat.
Warum hat Ölziehen Nebenwirkungen?
Ölziehen ist kein pharmakologischer Prozess. Dementsprechend ist der Begriff “Nebenwirkungen” vielleicht nicht ganz zutreffend. Er suggeriert nämlich mögliche Wechselwirkungen und Kontraindikationen des Ölziehens. Bestenfalls wäre es angemessen, von einer möglichen Erstverschlimmerung zu sprechen.
Der Begriff “Erstverschlimmerung” stammt aus der Naturheilkunde und insbesondere der Homöopathie. Er beschreibt möglicherweise auftretende Beschwerden als Folge einer homöopathischen Behandlung. Diese Beschwerden können nach allgemeiner Ansicht durch das verwendete Präparat gar nicht ausgelöst werden. Homöopathische Präparate enthalten schließlich nur winzige Mengen eines bestimmten Wirkstoffes. Die sogenannte Erstverschlimmerung wird vielmehr als positive Antwort des Körpers auf einen eingeleiteten Heilungsprozess gewertet. Sie signalisiert demnach den einsetzenden Erfolg der Behandlung.
Die Erstverschlimmerung besagt in den Augen eines Homöopathen: Die allgemeine Gesundheit wird durch die Behandlung positiv beeinflusst. Es kann aber dennoch zunächst einmal zu einer Verschlechterung des Symptoms selbst kommen. Es erlebt sozusagen eine heilsame Krise, bevor eine Heilung geschehen kann. Diese ist aber meist nur von kurzer Dauer.
Ganz ähnlich werden die gelegentlich auftretenden “Nebenwirkungen” beim Ölziehen erklärt. Da diese – wie die Erstverschlimmerung auch – nicht bei allen Menschen auftreten, ist diese Reaktion möglicherweise abhängig von einer höheren Reaktionsbereitschaft oder Empfindlichkeit des Organismus. Infrage kommt als Verursacher auch eine größere Menge Toxine, die durch das Ölziehen ausgeleitet wird.
Das Ölziehen als Entgiftungsprozess
Fakt ist: Das Ölziehen hat durch die Gefahrlosigkeit der verwendeten Speiseöle kein Potenzial, Nebenwirkungen zu erzeugen. Dies gilt zumindest solange, wie hochwertige Speiseöle aus ökologischer Herstellung verwendet werden, statt solche aus einer Raffinerie. Raffinierte Speiseöle gelten als minderwertig. Sie könnten Reste der chemischen Substanzen enthalten, durch die sie gereinigt und raffiniert werden. Eine Heilwirkung kann aus ihnen kaum abgeleitet werden.
Lediglich die ausgeleiteten Toxine oder Bakterien können demnach bei einzelnen Personen zu Beschwerden führen. Da das Ölkauen oder -ziehen im Ayurveda als eine ganzheitlichen Anwendung betrachtet wird, reagiert möglicherweise auch der gesamte Organismus darauf. Ziel des Ölziehens ist es, einen Entgiftungsprozess in Gang zu setzen. Dieser betrifft vorrangig den Mundraum.
Über die Mundschleimhäute kann jedoch auch der gesamte Organismus beeinträchtigt werden. Ganzheitliche Mediziner, die dem Ölziehen positiv gegenüber stehen, bewerten diese Reinigungs- und Entgiftungsmethode als ganzkörperlichen Reinigungsprozesses. Dieser belastet den Organismus, vermutlich abhängig von der Menge an Bakterien und Toxinen, die im Mund- und Rachenraum anzutreffen sind. Das sind in der Regel nicht gerade wenige.
Fakt ist: Das intensive “Kauen” einer gewissen Menge Speiseöl kann potenziell Schadstoffe aus bereits angegriffenen metallischen Dentalmaterialien wie Amalgam freisetzen. Krankheitsherde im Kiefer, Abbauprodukte im Speichel und Bakterien aus dem Mundraum werden vom Ölziehen berührt.
Tatsächlich können flüssige Homöopathika über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und dem gesamten Organismus dienen. Umgekehrt kann es also genauso den gesamten Körper entgiften, wenn jemand es mit dem Ölziehen versucht. Er entgiftet dann den Organismus über die Mundschleimhaut. Diese stellt einen Zusammenhang mit dem Verdauungsapparat und den Atemwegen her.
Schaut man sich nun die häufigsten “Nebenwirkungen” des Ölziehens an, ist unschwer zu erkennen, dass diese vor allem genau diese beiden Systeme betreffen.
Fazit zu Ölziehen Nebenwirkungen
Das Ölziehen ist wissenschaftlich und medizinisch umstritten. Wirkungen und Nebenwirkungen werden derzeit als nicht verifizierbar angesehen, da es kaum belastbare und korrekt ausgeführte Langzeitstudien nach wissenschaftlichem Standard zum Thema gibt.
Unbewiesenen Theorien zufolge sollen durch das Ölziehen Reize auf Akupunkturpunkte in der Mundschleimhaut ausgeübt werden. Das könne den Stoffwechsel anregen, der daraufhin Krankheitserreger, Bakterien und Giftstoffe freigibt. Das gekaute Öl würde diese Stoffe demnach binden und ausleiten.
Andere Thesen lauten, dass sogenannte Photonen bzw. Lichtquanten, die im Sonnenblumenöl gespeichert sind, durch die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Die Wirkung dieser “Sonnenteilchen” soll dann verantwortlich dafür sein, dass eine positive Wirkung eintritt.
Mediziner und Toxikologen warnen davor, dass das Ölziehen bei einer akuten Vergiftung schädlich sein kann. Bei akuten Vergiftungen wurde früher Paraffinöl als Gegenmittel verabreicht, damit fettlösliche Giftstoffe gebunden werden sollten. Davon ist die Medizin allerdings wieder abgekommen. Das eingenommene Paraffin führte in mehreren Fällen dazu, dass vermehrt Toxine aufgenommen, statt ausgeleitet wurden. Außerdem bestehe die Gefahr, dass ausgelöste Gifte zusammen mit der öligen Substanz versehentlich eingeatmet werden.
Diese Beobachtungen bestätigen die Existenz von positiven wie negativen Wirkungen von öligen Substanzen gegenüber Toxinen. Diese Erkenntnisse lassen sich wahrscheinlich auch auf das Ölziehen übertragen.
Menschen, die viele Amalgamfüllungen im Mund haben, sollten ärztlichen Rat einholen, wenn sie mit dem Ölziehen beginnen wollen. Möglicherweise ist es für solche Menschen nicht ratsam, noch mehr Amalgam aus den Plomben herauszulösen, also schon durch säurehaltige Lebensmittelzubereitungen oder das Zähneknirschen geschieht.
Ob das Ölziehen tatsächlich irgendeine medizinisch anerkannte Wirkung hat, muss die Wissenschaft erst durch unabhängige internationale Langzeitstudien hinterfragen. Erste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass die behaupteten positiven Wirkungen zumindest in Bezug auf die Zahngesundheit beweisbar sein könnten. Andere Instanzen zweifeln das jedoch an.
Quellen:
https://www.gesundheit.de/medizin/naturheilmittel/naturheilmethoden/oelziehen
https://www.ugb.de/lebensmittel-im-test/oeltherapie-alte-heilmethode-als-neuer-trend/
https://www.jameda.de/gesundheit/zaehne-mund/oelziehen-wirkung-wissenschaftlich-bewiesen/
